Hindernisse in der Sadhana

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Wer sich auf den spirituellen Weg durch Ausüben einer Sādhanā begibt, sollte sich auf Hindernisse gefasst machen. Besonders im Integralen Yoga gemäss Sri Aurobindo und Mirra Alfassa (die Mutter) können diese Hindernisse sehr gross sein, da hier eine Umwandlung der niederen Natur (Physis, Vital und Mental) angestrebt wird. Dabei behindern uns Schichten in den eigenen Wesensteilen, welche noch nicht zu einer Transformation bereits sind, aber es können sich auch externe feindliche Kräfte in den Weg stellen.

Einleitung

Der Grossteil der Menschheit lebt im sogenannten Oberflächenbewusstsein, in welchem das Ego die verschiedenen Ebenen des Daseins wie Physis, Vital und Mental dominiert. Der Wunsch, sich spirituell zu entwickeln, entsteht meistens erst durch eine Notwendigkeit. Das heisst, erst wenn die äussere Not im Leben so gross wird, ist man für eine Wende bereit. 

Die Erfahrung zeigt, dass der spirituelle Weg durch eine Sādhanā nicht so glatt abläuft, wie man es zuerst erwartet. Viele Prüfungen und Hindernisse sind vorprogrammiert. Auch wenn man den seelischen Ruf vernimmt und sich für den Weg nach innen entscheidet, heisst dies noch lange nicht, dass die alten Bewusstseinsstrukturen sich sofort auflösen und den Platz für eine spirituelle Erfahrung frei machen. Alte Gewohnheiten halten sich oft hartnäckig und es bedarf einer grossen Willens- und Durchhaltekraft, um diese zu überwinden. Ein erstes Ziel ist, dass die Seele (das seelische oder psychische) Wesen in den Vordergrund tritt und die Führungsrolle von Physis, Vital und Mental übernimmt. Dadurch wird der Einfluss des Egos abgeschwächt, bzw. wird dieses in den Dienst der spirituellen Entwicklung gestellt.

Ein indianisches Sprichwort sagt: „Wenn du an einer Wegkreuzung stehst, dann wähle den schwierigeren Weg.“ Hindernisse und Schwierigkeiten stärken die Willenskraft und das Bewusstsein, oder mit einem anderen Sprichwort ausgedrückt: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker“.

Dieser Blog-Beitrag befasst sich mit den inneren und äusseren Hindernissen, welche auf dem spirituellen Weg aufkommen können.

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Alle, die den spirituellen Pfad betreten, müssen den Schwierigkeiten und Prüfungen des Pfades die Stirn bieten – jenen, die sich aus ihrer eigenen Natur erheben und jenen, die von außen kommen. Die Schwierigkeiten in der [menschlichen] Natur erheben sich stets aufs neue, bis du sie überwunden hast; man muss ihnen sowohl mit Stärke als auch mit Geduld begegnen. Der vitale Teil aber neigt zu Depressionen, sobald Prüfungen und Schwierigkeiten auftauchen. Das ist nicht nur bei dir so, sondern bei allen Sadhaks [allen Übenden] – es bedeutet weder Untauglichkeit für die Sadhana, noch rechtfertigt es ein Gefühl der Hilflosigkeit. Du hast dich aber darin zu üben, diese Reaktion der Hilflosigkeit zu überwinden und die Kraft der [göttlichen] Mutter anzurufen, damit sie dir helfe.

Alle, die sich standhaft an den Pfad halten, können ihrer spirituellen Erfüllung sicher sein. Wenn irgend jemand sie nicht erreichen sollte, kann das nur einen von zwei Gründen haben: Entweder weil er den Pfad verlässt oder weil er einer Verlockung von Ehrgeiz, Eitelkeit, Begehren usw. folgend das aufrichtige Vertrauen auf das Göttliche aufgibt.“

Da der Integrale Yoga gemäss Sri Aurobindo eine Umwandlung, eine Spiritualisierung der niederen Natur (Physis, Vital und Mental) anstrebt, sind anfänglich nicht alle Wesensteile (siehe Blog-Beitrag Teile und Ebenen des Seins) bereit, sich transformieren zu lassen und halten noch an alten Gewohnheiten fest. Auch wird die angestrebte Transformation der Natur zu einer Bedrohung der feindlichen Kräfte, welche sich gegen eine Umwandlung sträuben und diese mit allen Kräften verhindern wollen.

Aus diesem Grund ist die Sādhanā des Integralen Yoga ein sehr schwieriger Weg und ist nicht für alle geeignet.

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Dieser Yoga [Integraler Yoga] ist eine spirituelle Schlacht; allein der Versuch ihn auszuüben, rührt alle Arten von feindlichen Kräften auf, und man muss bereit sein, Schwierigkeiten, Leiden und Rückschlägen aller Art in ruhiger, unerschrockener Weise zu begegnen.
Die auftretenden Schwierigkeiten sind Feuerproben und Tests, und wenn man ihnen im rechten Geist entgegentritt, geht man stärker sowie spirituell reiner und größer daraus hervor. …..“

Unwissenheit und Falschheit

Sri Aurobindo unterscheidet zwischen den Schwierigkeiten und Hindernissen, welche in der eigenen Natur durch Unwissenheit (avidyā) entstehen und denjenigen, welche durch feindliche Kräfte von Aussen auf uns einwirken. Letztere haben den Charakter von Falschheit und Lüge. 

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 2:

Unwissenheit bedeutet avidyā, das trennende Bewusstsein und das egoistische Mental und Leben [Vital], die aus ihm hervorgehen, sowie alles übrige, das diesem trennenden Bewusstsein und egoistischen Mental und Leben eigen ist. Diese Unwissenheit ist das Ergebnis einer Bewegung, durch die sich die kosmische Vernunft vom Licht des Supramentals (der Göttlichen Gnosis) trennte und damit die Wahrheit verlor – die Wahrheit des Seins, die Wahrheit des göttlichen Bewusstseins, die Wahrheit der Kraft und Tat, die Wahrheit des ānanda [Glückseligkeit]. Die Folge davon ist, dass wir an Stelle einer Welt integraler Wahrheit und göttlicher Harmonie im Licht der göttlichen Gnosis eine Welt errichtet haben, die auf den Teilwahrheiten einer niedrigeren kosmischen Vernunft beruht, in welcher alles eine halbe Wahrheit und ein halber Irrtum ist. Sie wurde von Denkern der Vergangenheit, wie Shankara, die die größere Wahrheits-Kraft dahinter nicht wahrnahmen, als māyā [Täuschung] stigmatisiert in der Meinung, es sei die höchste schöpferische Macht des Göttlichen. Im Bewusstsein dieser Schöpfung ist alles entweder begrenzt oder aber durch die Trennung vom integralen Licht entstellt; selbst die Wahrheit, die sie erkennt, ist nur ein Halbwissen. Daher wird sie die Welt der Unwissenheit genannt.

Falschheit hingegen ist nicht diese avidyā, sondern ihr extremstes Ergebnis. Sie wird von einer asurischen Macht geschaffen, die sich in diese Schöpfung einmischt, und ist nicht nur von der Wahrheit getrennt und daher in ihrem Wissen begrenzt und dem Irrtum offen, sondern befindet sich auch im Aufruhr gegen die Wahrheit oder aber ergreift diese lediglich, um sie zu entstellen. Diese Macht, die dunkle asurische śakti oder rakshasische māyā gibt ihr entstelltes Bewusstsein als das wahre Wissen aus und seine vorsätzlichen Verzerrungen oder Verdrehungen der Wahrheit als die eigentliche Wirklichkeit der Dinge. Die Mächte und Personalitäten dieses entstellten und entstellenden Bewusstseins nennen wir feindliche Mächte oder feindliche Kräfte. Und wann immer diese Entstellungen, die sie aus dem Stoff der Unwissenheit schaffen, von ihnen als die Wahrheit der Dinge ausgegeben werden, bezeichnet man es im yogischen Sinn als Falschheit, mithyā, moha [Lüge oder Täuschung].“

Hindernisse in den eigenen Wesensteilen

Solange das Oberflächenbewusstsein bestehend aus Physis, Vital und Mental durch das Ego beherrscht wird, ist es sehr schwierig, sich spirituell weiter zu entwickeln. Egoismus zählt zu den Hauptverhinderern einer spirituellen Entwicklung. Erst wenn die Seele (seelisches oder psychisches Wesen) die Führung von Physis, Vital und Mental übernimmt und dadurch der Einfluss des Ego zurückgedrängt wird, ist eine nachhaltige Entwicklung möglich. Diesen Prozess nennt Sri Aurobindo die seelische oder psychische Transformation.

Auch leisten oft festgefahrene Gewohnheiten in bestimmten Wesensteilen Widerstand gegen die notwendigen Veränderungen. Willenskraft und Glaube wird benötigt, um diese Hindernisse, welche aus den eigenen Wesensteilen kommen, zu Überwinden, indem Impulse aus der niederen Natur zurückgewiesen werden.

Eine erfolgreiche Sādhanā ist jedoch erst durch eine spirituelle Öffnung und durch eine Herabkunft des Göttlichen in die niedere Natur möglich. Dies nennt Sri Aurobindo die spirituelle und supramentale Transformation.

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Es gibt nur drei grundlegende Hindernisse, die im Weg stehen können:

  1. Fehlender oder ungenügender Glaube.
  2. Egoismus – das Mental, das sich an seine eigenen Ideen klammert; das Vital, das seine eigenen Begierden einer wahren Hingabe vorzieht; das Physische, das an seinen eigenen Gewohnheiten haftet.
  3. Eine gewisse Trägheit oder ein grundlegender Widerstand im Bewusstsein, das sich nicht wandeln will, weil es zu mühsam ist oder weil es nicht an seine Fähigkeit oder an die Macht des Göttlichen glauben will – oder aus einem anderen, mehr unterbewussten Grund.

Du musst selbst herausfinden, welches von all diesen Hindernissen es ist.“

Fehlender oder ungenügender Glaube

Glaube, Sanskrit śraddhā, ist ein zentraler Punkt in der Sādhanā. Das bereits genannte Oberflächenbewusstsein hat noch keinen Zugang zum göttlichen Wissen und zur Wahrheit, welche unserer Seele (seelisches oder psychisches Wesen) eigen sind. Der Glaube ist eine Ahnung über diesen noch verborgenen Teil und wird benötigt, um zum richtigen Ziel geführt zu werden.

Mehr Infos siehe Blog-Beitrag Sādhanā des Integralen Yoga gemäss Sri Aurobindo

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 2:

„… Wir müssen den Glauben haben, dass trotz unserer Unwissenheit, unserer Irrtümer und Schwächen, trotz der Angriffe feindlicher Mächte und trotz allem sofortigen Zutagetreten des Versagens der Göttliche Wille uns durch alle Widrigkeiten hindurch der endgültigen Verwirklichung entgegenführt. Dieser Glaube wird uns Gleichmut geben; es ist ein Glaube, der das, was geschieht, hinnimmt, und zwar nicht als etwas Endgültiges, sondern als etwas, das man auf dem Weg auf sich zu nehmen hat. …“

Egoismus

Wie bereits erwähnt, ist der Einfluss des Ego (ahamkāra) auf das Oberflächenbewusstsein, bestehend aus Physis, Vital und Mental, zentral. Das Ego hat in der Entwicklung zur Individualität den Sinn, sich von der universalen Natur abgrenzen und sich als Einzelwesen fühlen zu können. Auf einer gewissen Stufe der spirituellen Entwicklung wird das Ego aber zum Hindernis und sein Einfluss muss durch denjenigen des wahren göttlichen Wesens ersetzt werden.

Egoismus bedeutet, wenn alles auf das eigene Ich bezogen ist (Eigenbezogenheit, Eigennützigkeit). Hingabe hingegen bedeutet das Gegenteil, eine Bezogenheit auf das DU hin.
So sagte Mirra Alfassa (die Mutter): „Hingabe kann man als das Aufgeben der Ich-Begrenzung bezeichnen.“

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 1:

„Das “Ich” oder das kleine Ego wird von der Natur geformt und ist gleicherweise ein mentales, vitales und physisches Gebilde, dazu bestimmt, das nach außen gerichtete Bewusstsein und die nach außen gerichtete Tat zu zentralisieren und zu individualisieren. Sobald das wahre Wesen entdeckt wird, ist der Zweck des Egos erfüllt, und dieses Gebilde muss verschwinden – an seiner Stelle wird das wahre Wesen gefühlt.“

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 3:

„Egoismus ist ein Teil des Getriebes – ein hauptsächlicher Teil – der universalen Natur;

  • erstens, um die Individualität aus der blinden Kraft und Substanz der Natur heraus zu entwickeln
  • und zweitens, um das Einzelwesen (mit Hilfe des Getriebes von egoistischem Denken, Fühlen, Wollen und Begehren) zu einem Werkzeug der universalen Kräfte zu machen.

Erst wenn man mit einer höheren Natur in Berührung kommt, ist es möglich, von dieser Herrschaft des Egos und der Unterwerfung unter diese Kräfte frei zu werden.“

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Im seelischen Wesen ist Individualität, aber nicht Egoismus. Der Egoismus verschwindet, wenn das Einzelwesen sich mit dem Göttlichen eint oder dem Göttlichen gänzlich hingegeben ist.“

Die unten stehende Grafik zeigt einen Überblick über die verschiedenen Wesensteile des Menschen.

Widerstand gewisser Wesensteile gegen die Umwandlung

Da die Umwandlung der menschlichen Wesensteile durch das Göttliche (Supramental) in der Regel stufenweise von oben nach unten erfolgt, ist es ganz natürlich, dass gewisse Ebenen wie Vital, Physis und das Unterbewusstseins sich noch gegen eine supramentale Transformation wehren. 

Siehe auch unten stehende Grafik.

Grafik Harmonisierung von Mental, Vital, Physis und Unterbewusstsein

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Die Hauptschwierigkeit in der Sadhana besteht in den Bewegungen der niederen Natur, den Ideen des Mentals, den Begierden und der Anziehungskraft des Vitals, den Gewohnheiten des Körperbewusstseins, die dem Wachsen des höheren Bewusstseins im Wege stehen – es gibt noch andere Schwierigkeiten, doch machen diese [von mir aufgeführten] den Großteil des Widerstandes aus.“

„Jeder Teil der [menschlichen] Natur will mit seinen alten Bewegungen fortfahren und weigert sich so sehr er kann, eine radikale Wandlung und einen radikalen Fortschritt zuzulassen, denn das würde ihn etwas Höherem als er selbst ist unterwerfen und der obersten Gewalt in seinem eigenen Bereich berauben – seiner Alleinherrschaft. Das ist es, was aus der Umwandlung einen so langwierigen und schwierigen Vorgang macht. …..“

„Vitale Schwierigkeiten sind das allgemeine Los jedes menschlichen Wesens und jedes Sadhaks. Man muss ihnen mit ruhiger Entschlossenheit und mit Vertrauen in das Göttliche begegnen.“

Überwindung der Hindernisse der eigenen Natur

Um Hindernisse in der eigenen Natur zu überwinden, müssen gewisse Grundvoraussetzungen geschaffen werden, wie Förderung der Aufrichtigkeit, des Glaubens, des Strebens (aspiration), der Hingabe und der Beharrlichkeit. Siehe auch Blog-Beitrag Sadhana des Integralen Yoga gemäss Sri Aurobindo.

Im Integralen Yoga gibt es kein festgelegtes Programm in der Sādhanā, da jede Person ein anderes Entwicklungsprofil hat. Doch es können folgende allgemeingültige Massnahmen erwähnt werden:

  • Zurückweisung der Impulse der niederen Natur
  • Öffnung nach Innen (seelische Öffnung)
  • Öffnung nach oben (spirituelle Öffnung)
  • Überantwortung an die göttliche Mutter (Śakti)

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Von den Schwierigkeiten nicht berührt oder beunruhigt zu werden, sich von ihnen getrennt zu fühlen, ist der erste Schritt zur Freiheit.“

„Nur ein fester Wille zum spirituellen Leben kann alle Hindernisse überwinden.“

Hindernisse durch feindliche Kräfte

In den meisten Yoga-Systemen werden Hindernisse, ausgelöst durch feindliche Kräfte, nicht erwähnt. Das Ziel dieser Yoga-Arten ist, in höhere, göttliche Sphären zu ‚entfliehen‘ und dabei die niedere Natur unverändert zurückzulassen. Dies stellt scheinbar für die asurischen Kräfte eine kleinere Gefahr dar, als wenn eine Transformation der Natur angestrebt wird.

Es ist aber interessant, dass der Einfluss der feindlichen Kräfte in den Purāṇas und den indischen Epen (Rāmāyaṇa und Mahābhārata) detailliert beschrieben wird. Siehe auch unten ‚Feindliche Kräfte in den indischen Schriften‘.

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Der normale Widerstand der niederen Natur im menschlichen Wesen und das Wirken der feindlichen Kräfte sind zwei grundverschiedene Dinge.

  • Ersteres ist etwas Naturbedingtes, jeder [Sadhak] ist dem unterworfen;
  • letzteres ist ein Übergriff aus der nicht-menschlichen Welt. Dieser Übergriff kann zwei Formen annehmen:
  1. Sie [die feindlichen Kräfte] benutzen die Kräfte der niederen Natur, üben einen Druck auf sie aus und veranlassen sie, Widerstand zu leisten, während sie sich sonst ruhig verhalten hätten, oder lassen den Widerstand heftig werden, wo er andernfalls leicht und unbedeutend gewesen wäre, oder steigern seine Heftigkeit noch, wenn er bereits heftig ist. Außerdem kann man, wenn die Feindlichen Kräfte auf diese Kräfte [der Natur] einwirken, eine böswillige Schläue, ein bewusstes Planen und bewusstes Kombinieren erkennen, was im normalen Widerstand der Kräfte nicht besteht.
  2. Manchmal fallen sie [die feindlichen Kräfte] mit ihren eigenen Kräften ein. Wenn das geschieht, tritt oft eine zeitweilige Besessenheit auf oder es findet zumindest eine unwiderstehliche Beeinflussung statt, die die Gedanken, Gefühle und Taten des betreffenden Menschen abnorm werden lässt – eine schwarze Umwölkung des Gehirns, ein Wirbel im Vital, die auf eine Weise wirken, als hätte der Betreffende die Macht über sich verloren und würde von einer zwingenden Kraft getrieben. Andererseits kann statt der Besessenheit auch nur eine starke Einwirkung bestehen; dann sind die Symptome weniger deutlich, doch kann jeder, der mit der Eigenart dieser Kräfte vertraut ist, leicht erkennen, was geschieht. Und schließlich kann es sich auch nur um eine Attacke handeln und nicht um Besessenheit oder eine Einwirkung; die Person kann dann ihr Getrenntsein bewahren und wird nicht fortgerissen; sie widersteht.

Es gibt Menschen, die niemals von feindlichen Kräften berührt werden.“

Was sind feindliche Kräfte

Es handelt sich vornehmlich um Wesenheiten, welche von der universalen Vital-Ebene stammen und sich weigern, an der menschlichen Evolution teilzunehmen. Es sind Kräfte der Falschheit, welche den spirituellen Fortschritt und die Umwandlung der niederen Natur (Physis, Vital und Mental) zu verhindern suchen.

Diese Wesen sind in der Regel nicht verkörpert, sondern sie existieren auf einer überphysischen Ebene. Mit dem normalen Bewusstsein können diese Kräfte nicht direkt wahrgenommen werden. Doch kann man ihren Einfluss oft sehr genau spüren. Siehe Wie wirken feindliche Angriffe.

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Die niedere Natur an sich ist nicht feindlich, sondern unwissend und ungöttlich.
Die feindlichen Kräfte hingegen sind antigöttlich, nicht nur ungöttlich; sie machen sich die niedere Natur zunutze, verderben sie, erfüllen sie mit irregeleiteten Bewegungen, beeinflussen hierdurch die Menschen und versuchen sogar, in sie einzudringen und von ihnen Besitz zu ergreifen oder zumindest sie völlig zu beherrschen. …“

„Diese sind Kräfte und Wesen, die danach trachten, die Falschheiten, die sie in der Welt der Unwissenheit erschufen, aufrechtzuerhalten und sie als die Wahrheit auszugeben, der die Menschen zu folgen haben. In Indien werden sie asuras, rākṣasas, piśācas genannt (Wesen des jeweilig mentalisierten Vitals, des mittleren Vitals und der niederen vitalen Ebenen), die sich in Widerstreit mit den Göttern, den Mächten des Lichtes, befinden. Auch sie sind Mächte und auch sie haben ihr kosmisches Feld, in dem sie ihre Herrschaft und Tätigkeit ausüben; einige von ihnen waren einst göttliche Mächte (die früheren Götter, pūrve devāḥ, wie sie im Mahabharata genannt werden), die durch ihr Aufbegehren gegen den göttlichen Willen, der hinter dem Kosmos steht, der Dunkelheit anheimfielen. Das Wort ‚Erscheinungen‘ bezieht sich auf die Formen, die sie annehmen, um die Welt zu beherrschen – Formen, die oft falsch sind und immer die Falschheit verkörpern, manchmal auch pseudogöttliche Formen.“

„Es ist eine allen Yogis und Okkultisten in Europa und Afrika sowie in Indien seit undenklichen Zeiten bekannte Tatsache, dass, wo immer Yoga ausgeübt oder ein Yagna (yajna = Opfer) dargebracht wird, sich die feindlichen Kräfte sammeln, um es unter allen Umständen zu unterbinden. Es ist bekannt, dass es eine niedrigere Natur und eine höhere, spirituelle Natur gibt, es ist bekannt, dass beide nach verschiedenen Richtungen ziehen und dass zuerst die niedrigere und dann die höhere stärker ist. Es ist bekannt, dass sich die feindlichen Kräfte die Bewegungen der niedrigeren Natur zunutze machen und durch sie die siddhi zu zerstören oder zu verzögern suchen. Es steht schon in den Upanishaden geschrieben («Es ist schwer, dem Pfad zu folgen, der scharf ist wie des Messers Schneide»), und später sagte Christus, «schwer ist der Weg und schmal das Tor, durch welches man das Königreich des Himmels betritt» und wiederum, «viele werden gerufen, doch wenige sind auserwählt» – wegen dieser Schwierigkeiten. Doch ist es ebenso seit altersher bekannt, dass jene, die im Herzen aufrichtig und ehrlich sind und so bleiben, sowie jene, die trotz aller Schwierigkeiten, Fehltritte oder Stürze auf, das Göttliche bauen, [am Ziel] anlangen werden.“

Asuras, Rākṣasas, Piśācas

Auszug aus dem Yoga Lexikon von Wilfried Huchzermeyer:

Asura m, ungöttliches Wesen, Dämon, Titan.
Ursprünglich hatte dieses Wort genau die entgegengesetzte Bedeutung und steht im Veda (mit Ausnahme einiger weniger Hymnen) und im Avesta der Parsen (Ahura) für das höchste göttliche Wesen. Die spätere negative Bedeutung entstand vermutlich aus der – eigentlich falschen – etymologischen Deutung a-sura, un-göttlich.
Der Kampf zwischen Göttern (Devas) und Asuras ist ein häufig wiederkehrendes Motiv in den indischen heiligen Schriften. Die Asuras, die ursprünglich Kräfte des Göttlichen waren, sich jedoch in einer frühen Phase der Schöpfung wie gefallene Engel vom Einen abwandten, verfügen über gewaltige Kräfte und bringen die Götter oft in Bedrängnis.
Die Bhagavadgīta widmet sich das ganze 16. Kapitel dem ‚Yoga der Unterscheidung der zwischen dem Göttlichen und Asurischen‘.”

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 2:

„Asuras und rākṣasas gehören nicht der Erd-Ebene, sondern überphysischen Welten an; sie beeinflussen jedoch das Erdenleben und machen die Herrschaft über das menschliche Dasein, den menschlichen Charakter und die menschliche Tat den Göttern streitig. Sie sind Mächte der Dunkelheit, die mit den Mächten des Lichtes ringen.
Manchmal ergreifen sie von den Menschen Besitz, um durch sie zu wirken, manchmal werden sie auch mit einem menschlichen Körper geboren. Sobald sie nicht länger im Spiel erforderlich sind, werden sie sich entweder wandeln oder sie werden verschwinden oder nicht mehr versuchen, sich in das Erdenspiel einzumischen.“

„Tatsächlich sind die asuras die dunkle Seite der mentalen Ebene oder genauer des vitalen Mentals. Dieses Mental ist der eigentliche Bereich der asuras. Ihr hauptsächliches Charakteristikum ist egoistische Stärke und Kampf, die das höhere Gesetz nicht anerkennen. Der asura besitzt Selbstkontrolle, tapas [Askese] und Intelligenz, doch all dies um seines Egos willen.

Auf der niederen vitalen Ebene nennen wir die entsprechenden Formen rākṣasas – sie verkörpern heftige Leidenschaften und Einflüsse. Es gibt auch noch andere Arten von Wesen auf der vitalen Ebene, die pishachas und pramathas genannt werden und sich mehr oder weniger im Physisch-Vitalen manifestieren.

Auf der physischen Ebene sind die korrespondierenden Formen dunkle Wesen, eher Kräfte als Wesen – das, was die Theosophen die Elementarwesen nennen. Sie sind keine ausgeprägt individualisierten Geschöpfe wie die rākṣasas und asuras, sondern unwissende und dunkle Kräfte, die auf der feinen physischen Ebene wirken. Das, was wir im Sanskrit bhūtas nennen, gehört zu dieser Klasse. Es gibt zwei Arten von Elementarwesen, die einen sind bösartig und die anderen nicht.

Es gibt keine asuras auf den höheren Ebenen, wo die Wahrheit herrscht, außer im vedischen Sinn – ‚das Göttliche in seiner [ursprünglichen] Stärke‘. Die mentalen und vitalen asuras sind lediglich Abweichungen dieser Macht.“

Wie wirken feindliche Angriffe

Feindliche Angriffe zeichnen sich durch eine Unmittelbarkeit und eine Absolutheit aus. Plötzlich ist alles ganz anders und heftig. Aus dem Nichts tauchen plötzlich Probleme auf der körperlichen, vitalen oder mentalen Ebene auf, dies ohne ein entsprechendes Vorzeichen. Doch lassen wir lieber Sri Aurobindo sprechen:

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Feindliche Kräfte greifen jeden Sadhak an; manche sind sich dessen bewusst, andere nicht. Ihr Ziel ist, entweder die Person zu beeinflussen oder sich ihrer zu bedienen oder ihre Sadhana oder Arbeit zu verderben, oder irgendein anderes Motiv dieser Art. Es ist nicht ihr Ziel, den Sadhak zu prüfen, aber ihre Attacke kann von der Macht, die [den Sadhak] lenkt, als Prüfung benutzt werden.“

„Die Wesen der vitalen Welt versuchen sehr häufig anzugreifen und zu drohen, nachdem eine gute Erfahrung stattgefunden hat oder ein entscheidender Fortschritt erzielt wurde … Sie haben immer die Hoffnung, den Sadhak durch ihre Attacken und Drohungen von seinem Pfad ablenken zu können.“

„Es findet immer ein Kampf zwischen den Kräften des Lichtes und den entgegengesetzten Kräften statt; wenn eine wahre Bewegung, ein wahrer Fortschritt zu verzeichnen ist, versuchen letztere eine falsche Bewegung einzuschleusen, um den Fortschritt anzuhalten oder zu verzögern. Manchmal geschieht das, indem sie alte Bewegungen in dir aufwühlen, die noch die Macht zur Wiederkehr besitzen; manchmal gebrauchen sie Bewegungen und Gedanken aus der Atmosphäre, Dinge, die von anderen gesagt werden, um das Bewusstsein zu stören. Wenn im Physischen ein stetiger Friede, das Wirken der Yoga-Kraft und das Selbst-Geben des Wesens gefestigt werden können, entsteht eine sichere Grundlage; dann gibt es keine derartigen Schwankungen mehr, obwohl Schwierigkeiten an der Oberfläche noch andauern können.“

„Die bösen Kräfte sind Entstellungen der Wahrheit durch die Unwissenheit – in jeder vollständigen Umwandlung müssen sie verschwinden und die Wahrheit hinter ihnen befreit werden. In diesem Sinne kann man sagen, dass sie durch Zerstörung umgewandelt werden.“

Satprem beschreibt das Wirken der feindlichen oder gegnerischen Kräften sehr anschaulich:

Auszug aus Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewusstseins, von Satprem:
(ISBN 978-3-87348-166-4, deutsche Übersetzung Cay Hehner)

„Es besteht eine weitere Schwierigkeit. Die Schwingungen der anderen Menschen oder des universellen Vitals sind nicht die einzigen, welche den Suchenden stören (tatsächlich ist es praktisch unmöglich, zwischen beiden Arten zu unterscheiden, da die Individuen lediglich Relaisstationen des universellen Vitals und des universellen Mentals sind und die Schwingungen in einem geschlossenen Kreislauf endlos von einem zum anderen fließen). Es gibt einen Schwingungstypus besonderer Art, der sich durch seine Plötzlichkeit und Gewalt auszeichnet. Der Suchende spürt sie buchstäblich massiv über sich hereinbrechen; innerhalb weniger Augenblicke gerät er ‚außer sich‘, wird vollkommen blind gegen das, was seinen eigentlichen Daseinsgrund, sein Streben, seinen Zweck ausmacht, als sei alles hinweggefegt, vergessen, desintegriert und allen Sinnes bar. Hier handelt es sich um das, was Sri Aurobindo und die Mutter als feindliche Kräfte bezeichnen. Diese äußerst bewussten Kräfte scheinen als einziges Ziel zu haben, den Suchenden zu entmutigen oder ihn von dem gewählten Ziel abzubringen. Und die ersten Vorboten ihrer Gegenwart sind unübersehbar: Die Freude verdüstert sich, das Bewusstsein verdüstert sich, und alles scheint von einer Atmosphäre großer Tragik umwölkt. Dort wo Leiden gegenwärtig ist, kann man der Präsenz des Widersachers sicher sein. Tragödien sind ihr bevorzugtes Aktionsfeld, dort können sie ein Maximum an Schaden anrichten, denn sie spielen einem sehr alten Gegenüber in uns zu, einem der auch dann noch nicht von seinem Hang zum Tragischen ablassen kann, wenn er längst nach Entlastung schreit. Ihre vordringlichste Sorge ist es im allgemeinen, uns plötzlich extreme, unüberlegte und vor allem unwiderrufliche Entscheidungen aufzunötigen, welche den größtmöglichen Abstand zwischen uns und den gewählten Weg bringen – die Schwingung wird klemmig und immer beklommener, schrill und fordert augenblickliche Ausführung. Oder sie demontieren mit bemerkenswerter Festigkeit das systematische Vorgehen unserer Suche, um uns zu demonstrieren, dass wir Trugbildern aufsitzen, uns illusionäre Vorstellungen machen und dass bei unseren Bestrebungen gar nichts herauskommen könne. Oder andernfalls schaffen sie häufig einen depressiven Zustand und zielen dabei immer auf ein anderes wohlbekanntes Gegenüber, welches Sri Aurobindo the man of sorrows, den Schmerzensmann nennt: ein Geselle… der sich mit einem siebenfältigen Umhang der Tragödie und des Schwermuts bedeckt und sein Dasein nie als gerechtfertigt ansehen kann, solange es nicht ungeheuer jammervoll gerät. All diese Schwingungen der Verwirrung, welche wir ‚unsere‘ Schmerzen, ‚unsere‘ Probleme nennen, ziehen als unmittelbares Resultat die Schwächung oder Auflösung unseres schützenden ‚Schneefeldes‘ nach sich: womit Tür und Tor sperrangelweit offen wären für die feindlichen Kräfte. Sie haben tausend und eine Art, uns anzugreifen, denn es handelt sich sehr wohl um einen Angriff, und je entschiedener wir auftreten, desto erbitterter werden sie.“

Schutz vor feindlichen Kräften

Die feindlichen Kräfte haben nur solange Einfluss auf uns, wie wir noch Schwachstellen haben, durch die sie uns angreifen können. Gott lässt diese Kräfte nur deshalb zu, da dadurch unsere spirituelle Entwicklung angeregt wird. Aufrichtigkeit, Achtsamkeit und Gleichmut sind die besten Mittel, die Angriffe abzuwehren.

Auszug aus Sri Aurobindo oder das Abenteuer des Bewusstseins, von Satprem:
(ISBN 978-3-87348-166-4, deutsche Übersetzung Cay Hehner)

„Die Methode für den Umgang mit den feindlichen Kräften ist die gleiche wie jene, die auch für alle anderen Schwingungen gilt: Schweigen und innere Unbewegtheit, welche die Brecher über sich ergehen lässt. Vielleicht gelingt es nicht gleich beim ersten Mal, ihre Angriffe aufzulösen, doch mehr und mehr werden wir die Erfahrung machen können, dass sie dazu übergehen, sich an der Oberfläche unseres Wesens abzuspielen; vielleicht sind wir erschüttert und aufgebracht, und doch sind wir uns im tiefsten Inneren unseres ‚Zeugens‘ gewahr, der dort ungerührt steht – er ist nie gerührt – und nicht leidet. Man fällt, und man erhebt sich wieder, jedesmal um etwas stärker. Die einzige Sünde heißt Verzweiflung. Praktisch ist der Suchende im integralen Yoga Angriffen mehr ausgesetzt als Aspiranten anderer Richtungen (Sri Aurobindo sprach häufig davon, dass sein Yoga eine regelrechte Schlacht sei), denn er sucht, alles in seinem Bewusstsein zu umfassen, ohne irgendetwas auszulassen, da es nicht allein eine Bahn in die seligen Höhen zu brechen gilt, nicht nur einen Schatzhüter zu überwinden, sondern viele Passagen zu erschließen, rechts und links und unten und auf jeder Ebene des Wesens, und mehr als einen Schatz zu entdecken.“

Sri Aurobindo in Briefe über den Yoga, Band 4:

„Es gibt zwei Dinge, die es ihnen [den feindlichen Kräften] unmöglich machen, auch nur vorübergehend mit einem Angriff auf das Mental oder Vital Erfolg zu haben:

  • erstens, eine uneingeschränkte Liebe, Weihung und volles Vertrauen, die durch nichts erschüttert werden können;
  • zweitens, Ruhe und Gleichmut im Vital und im Mental, die zu einem grundlegenden Wesenszug der inneren Natur geworden sind.

Suggestionen können sich dann noch einstellen, äußerliche Dinge können schief gehen, aber das Wesen bleibt ungefährdet. Jedes einzelne der beiden Dinge reicht aus, und in dem Maß, in dem sie zunehmen, nimmt die Existenz der feindlichen Kräfte als ein Phänomen des inneren Lebens ab, obwohl sie in der äußeren Atmosphäre noch weiterbestehen können.“

Abendgespräche mit Sri Aurobindo:

Schüler: Wie kann man sich gegen die Angriffe und den Einfluss des Asuras schützen?

Sri Aurobindo: Durch Reinheit und Aufrichtigkeit bist du vor den Asuras sicher. Sie können dir Schläge versetzen, sie können dein Mental täuschen und vernebeln, sie können dich zurückhalten und dich Fehler machen lassen, aber wenn du das weiße Licht der Reinheit und Aufrichtigkeit besitzt, dann können sie dir kein Leid zufügen. Es gibt keinen endgültigen Absturz – du wirst hindurch kommen.

Feindliche Kräfte in den indischen Schriften

Die heiligen indischen Schriften, wie Purāṇas, Rāmāyaṇa und Mahābhārata, berichten von den feindlichen, dämonischen Kräften und wie diese mit den Kräften des Lichts (Götter) kämpfen. 

Auszug aus DIE MUTTER, eine Kurzbiografie von Wilfried Huchzermeyer:

„Die alten indischen Sanskrit-Schriften enthalten zahlreiche Berichte vom Kampf zwischen den asurischen (gottfeindlichen) und den göttlichen Kräften. Dieser Gedanke ist schon im Veda ausgesprochen, … 
Auch das Mahabharata und die Puranas berichten von Kämpfen zwischen den Göttern und den Asuras, und das Mahabharata selbst ist eine Geschichte eines Kampfes zwischen zwei Parteien, die jeweils Dharma (Rechtmäßigkeit) und Adharma (Unrecht) repräsentieren. …
Obgleich in diesen alten Berichten die göttliche Seite am Ende stets den Sieg davonträgt, erringen die Asuras bisweilen beachtliche und beängstigende Erfolge, die die göttlichen Kräfte an den Rand einer vernichtenden Niederlage bringen und den Asuras vorübergebend die Vorherrschaft sichern.”

In der Bhagavadgīta erwähnt Sri Krishna, dass er in jedem Zeitalter sich inkarniert, um das Böse zu bekämpfen und um die Guten zu beschützen. Immer dann, wenn die Rechtschaffenheit (Dharma) in Adharma zerfällt, erscheint er auf der Erde, um das Dharma wieder aufzurichten.

Bhagavadgīta (4,7 und 4,8), zu hören auf YouTube:

yadā yadā hi dharmasya
glānir bhavati bhārata |
abhyutthānam adharmasya
tadātmānaṁ sṛjāmyaham || 4,7

Wann immer der Dharma verfällt
und der Adharma
sich erhebt, o Bhārata,
dann bringe Ich Mich selbst hervor.

paritrāṇāya sādhūnāṁ
vināśāya ca duṣkṛtām |
dharma-saṁsthāpanārthāya
sambhavāmi yuge yuge || 4,8

Zum Schutze der Guten
und zur Vernichtung der Bösen
entstehe Ich in jedem Zeitalter,
um den Dharma wieder aufzurichten.

Einfluss der feindlichen Kräfte in der heutigen Zeit

Gemäss Sri Aurobindo haben Macht, Reichtum und Geschlecht die grösste Anziehungskraft auf das menschliche Ego, was wiederum asurische Kräfte anzieht. Wir sehen heutzutage, wie sehr die Demokratie in Gefahr ist und mehr und mehr Staaten von autokratischen oder diktatorischen Herrschern regiert werden. Auch der Einfluss des Geldes schafft vermehrt unmenschliche Strukturen, indem die Kluft zwischen wohlhabenden und armen Menschen immer grösser wird. Wer Geld hat, der bestimmt.

Mirra Alfassa (die Mutter) in CWM (Collected Words of the Mother):

„Die Welt, wie sie heute ist, befindet sich zum größten Teil unter dem Einfluss der gegnerischen Kräfte. Wir nennen sie gegnerisch, weil sie das Göttliche Leben nicht möchten: sie widersetzen sich dem Göttlichen Leben. Sie möchten, dass die Dinge bleiben, wie sie sind, weil das ihr Feld und ihre Macht in der Welt ist. Sie wissen sehr wohl, dass sie alle Macht und allen Einfluss verlieren werden, sobald sich das Göttliche manifestiert. So kämpfen sie offen und vollständig gegen das Göttliche, und wir müssen ihnen Stück für Stück, nach und nach, alles entreißen, was sie im äußeren Leben gewonnen haben.“

Vor allem im letzten Jahrhundert während der beiden Weltkriege versuchten die feindlichen Kräfte die Welt in Chaos und Barbarei zu stürzen. Besonders in der Zeit um 1940 stand die zivilisierte Welt auf der Kippe.

Auszug aus DIE MUTTER, eine Kurzbiografie von Wilfried Huchzermeyer:

„Ein ähnliches Drama spielte sich nun in der Welt des 20. Jahrhunderts ab. Während Sri Aurobindo und die Mutter sich bemühten, die Grundlage für ein neues goldenes Zeitalter zu legen, schraubten mächtige Dämonen wie Hitler und Stalin die Zeit zurück und erschreckten die Welt mit ihren Gräueln. Von diesen beiden bildete Hitler die unmittelbare Gefahr, da er einen unstillbaren Drang nach Weltherrschaft hatte und systematisch sein Reich ausdehnte. Sri Aurobindo war gut informiert über alle wesentlichen Weltereignisse, obgleich er sich vom öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, und er setzte hier und da seine Kraft ein, um den Gang der Dinge positiv zu beeinflussen. Sein Yoga war im Gegensatz zu anderen indischen Systemen nicht losgelöst von den Entwicklungen der Welt; die Herabkunft des Supramentalen war verknüpft mit der Notwendigkeit eines gewissen Fortschrittes, einer gewissen Empfänglichkeit der Erde als solcher, und eine atavistische Kraft wie Hitler bildete ein großes Hindernis für sein Werk. ….”

Die Macht des Geldes

Der richtige Umgang mit Geld muss gelernt sein. Geld ist ein enorm grosses Machtmittel. Die beste Einstellung zum Geld ist, wenn man sich als Verwalter des Geldes sieht, das der göttlichen MUTTER gehört. Der Integrale Yoga wendet sich nicht vom Geld ab, wie viele spirituelle Lehren es fordern, sondern versucht es wieder in den Besitzt des Göttlichen zurückzubringen.

Sri Aurobindo in ‚Die Mutter‘ – Rascher Verlag, 1945:

„Geld ist das sichtbare Zeichen einer universellen Kraft, die in ihrer irdischen Gestalt auf der vitalen und physischen Ebene ihre Auswirkung hat und in der Gesamtheit des äußeren Lebens unentbehrlich ist. Seinem Ursprung und seinem wahren Wirken nach gehört es dem Göttlichen an. Es wurde wie die anderen Mächte des Göttlichen herabgesandt, und hier konnte es durch die Unwissenheit der niederen Natur widerrechtlich zur Befriedigung des Ego gebraucht oder von den asurischen Einflüssen gefangen gehalten und verkehrt werden zu ihren Zwecken. Das Geld ist eine der drei Kräfte (Macht, Reichtum, Geschlecht), die die größte Anziehungskraft auf das menschliche Ego und den Asura haben und die gewöhnlich von denen, die sie besitzen, schlecht verwaltet und ebenso schlecht angewendet werden. Die ihn suchen und die ihn haben, werden vom Reichtum oft mehr besessen als sie ihn besitzen; nur wenige können sich ganz von dem entstellenden Einfluss frei machen, der dem Reichtum innewohnt, da er seit langem ein Raub des Asura und durch ihn entartet ist. Aus diesem Grunde bestehen die meisten Lehren auf einer strengen Selbstkontrolle, auf Lossagung von allen Banden des Reichtums und Verzicht auf jeden persönlichen und egoistischen Wunsch ihn zu besitzen. Manche Lehre verhängt sogar Bann über das Geld und allen Reichtum und erklärt das Leben in nackter Armut als die einzig wahre, geistige Haltung. Aber das ist ein Irrtum, er lässt die Macht in den Händen feindlicher Kräfte; den Reichtum zurückerobern für das Göttliche und ihn göttlich gebrauchen für ein göttliches Leben, das ist der supramentale Weg des Sādhaka.

Du musst dich nicht mit einem asketischen Schauer von der Macht des Geldes, den Möglichkeiten, die es dir gibt, den Dingen, die es dir bringt, abwenden, ebenso wenig aber eine rajasische [leidenschaftliche] Bindung an diese Dinge oder ein zu großes Wohlgefallen an ihnen nähren, denn sonst wirst du Sklave jener Befriedigungen, die sie geben. Betrachte den Reichtum lediglich als eine Macht, die der [göttlichen] Mutter zurückerobert und ihrem Dienst untergeordnet werden muss.

Aller Reichtum gehört dem Göttlichen und die, die ihn haben, sind seine Verwalter und nicht seine Eigentümer. Heute ist er hier, morgen sonst wo. Alles hängt von der Art ab, wie sie das Pfand verwalten, so lange es ihnen gegeben ist, in welchem Geist, mit welchem Gewissen und zu welchen Zwecken sie von ihm Gebrauch machen.

Beim persönlichen Gebrauch von Geld betrachte alles, was du hast, erwirbst oder verwendest, als das Eigentum der Mutter. Fordere ihr nichts ab, aber nimm, was du von ihr empfängst und verwende es zu dem Zweck, zu dem es dir gegeben wurde. Sei völlig uneigennützig, völlig gewissenhaft, genau, sorgsam in jeder Einzelheit, ein guter Treuhänder. Sei immer eingedenk, dass das, was du verwaltest, die Besitztümer der [göttlichen] Mutter sind und nicht deine eigenen. Andererseits breite alles, was du für sie erhältst, gewissenhaft vor ihr aus, verwende nichts davon für deine eigenen oder für eines anderen Menschen Zwecke.

In der supramentalen Schöpfung muss die Kraft des Geldes den Händen der göttlichen Macht wiedergegeben sein und zur Ordnung, zur wahren, schönen und harmonischen Ausgestaltung eines neuen, vergöttlichten, vitalen und physischen Lebens verwendet werden. In welcher Weise dies geschehen wird, bestimmt die göttliche Mutter in ihrer schöpferischen Vision. Vorher aber muss die Macht des Geldes für sie zurückerobert werden. Der tüchtigste Kämpfer wird hier derjenige sein, der in diesem Teil seines Wesens standhaft, vielseitig, frei vom Ego und ohne Rückforderung, Vorbehalt noch Zögerung ist und somit ein reines und mächtiges Strombett für die höchste Macht.“

Fazit

Je mehr man sich durch die Sādhanā vom Einfluss des Ego auf Physis, Vital und Mental lösen und diese in die Obhut des hervortretenden seelischen oder psychischen Wesens geben kann, desto besser kann man sich auch vor feindlichen Angriffen schützen.

Hindernisse oder das Widersacher-Prinzip gehören zur spirituellen Entwicklung dazu und haben immer den Zweck, achtsam zu sein, damit Schwachstellen aufgedeckt werden können. Auf diese Weise kann man sich ständig weiterentwickeln und man bleibt nicht stehen. 

Ich danke Wilfried Huchzermeyer für die Durchsicht des Textes und für seine Verbesserungsvorschläge.